«Wer hät’s erfundä?» – Der Erfolg der Schweiz gründet unter anderem auf einer langjährigen, globalen Innovationsführerschaft. Trotz Spitzenplätzen in allen Innovationsrankings geht die Innovationsaktivität zurück. Dem möchte der Kanton St.Gallen entgegenwirken, denn Innovation ist ein entscheidender Antrieb für das Wirtschaftswachstum. Die St.Galler Regierung hat es sich in ihrer Schwerpunktplanung für die Jahre 2021 bis 2031 zum Ziel gesetzt, die Innovationskraft im Kanton zu erhöhen. Die Standortförderung hat in der Berichtsperiode Initiativen lanciert, gefördert und vorangetrieben, welche zu einer leistungsstarken kantonalen Innovationslandschaft beitragen.
Die kantonale Innovationsförderung fokussiert darauf, bestmögliche Rahmenbedingungen für Innovationen zu schaffen und die Vernetzung von Wirtschaft, Forschung und Bildungsinstitutionen im Wirtschaftsraum St.Gallen zu fördern. Hierfür informiert die Standortförderung über Förderprogramme und Technologiekompetenzen im Kanton St.Gallen. Sie setzt sich für einen einfachen Zugang für Unternehmen zu den regionalen, nationalen und internationalen Forschungs- und Entwicklungsnetzwerken ein. Und schliesslich initialisiert und begleitet sie neue Technologie- und Kooperationsprojekte. Seit Sommer 2022 sind die nachfolgenden Initiativen und Meilensteine besonders hervorzuheben.
Der Kanton St.Gallen will mit einer Innovationsförderstrategie für KMU eine leistungsstarke Innovationslandschaft sicherstellen und Innovationsaktivitäten fördern. Die Basis für die Strategie bildet eine umfassende Umfeldanalyse, welche die Standortförderung im Jahr 2023 erarbeitet hat. Sie hat die Stimmen von KMU, von Forschungs- und Wissensinstitutionen, Netzwerken, Verbänden und Kantonen einfliessen lassen und unter anderem ermittelt, welche konkreten Bedürfnisse die St.Galler KMU in puncto Innovation haben.
In der Strategieausarbeitung wurden Massnahmen entwickelt, die es KMU ermöglichen sollen, ihre Innovationskraft zu steigern, die komplexen Innovationsprozesse zu überschauen und Unterstützung für ihre Innovationsvorhaben zu erhalten. Konkrete Vorschläge konnten Anfang 2024 in einer E-Mitwirkung von allen St.Galler KMU bewertet und kommentiert werden. Die Rückmeldungen flossen in die Förderstrategie ein. Insgesamt waren rund 100 KMU in den Entwicklungsprozess involviert.
Ein Beispiel für eine konkrete Massnahme ist die Schaffung eines Innovationsportals, das einen einfachen digitalen Zugang zu Informationsquellen, Ansprechpartnern und Finanzierungshilfen ermöglichen soll. Weitere Initiativen sollen die branchenübergreifende Vernetzung fördern oder finanzielle Unterstützung für Innovationen bereitstellen.
Die Strategie wird voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 von der Regierung verabschiedet. Die Umsetzung erster Massnahmen erfolgt in der zweiten Hälfte des Jahres 2024.
Die ETH Zürich, die Empa, das Kantonsspital St.Gallen, die Universität St.Gallen sowie der Kanton St.Gallen planen ab dem Jahr 2025 die Errichtung einer gemeinsamen Professur der ETH Zürich und der Empa in St.Gallen. Dazu haben die Partner im Jahr 2023 eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet. Sie bekennen sich darin zur Schaffung und Ausgestaltung einer ETH-/Empa-Professur in St.Gallen im Bereich Biosensorik und Monitoring bei Pre- und Rehabilitation. Ziel ist es unter anderem, die Innovations- und Forschungstätigkeit am Standort St.Gallen und somit auch rund um den Switzerland Innovation Park Ost (SIP Ost) weiter zu stärken. Diese initiale Massnahme stärkt massgeblich die Ambition der Regierung, die Innovationskraft im Kanton zu erhöhen.
Das Geschäft wurde in der Frühjahrssession 2024 vom Kantonsrat St.Gallen ohne Gegenstimme beschlossen. Die Standortförderung hat in diesem Projekt Grundlagenarbeit geleistet und als Koordinationsstelle gewirkt.
«Die Einrichtung einer gemeinsamen ETH-/Empa-Professur im Bereich ‹Biosensing and Monitoring for Pre- and Rehabilitation› an der Empa in St.Gallen stellt eine einmalige Gelegenheit für die nationale und internationale Stärkung des St.Galler Innovations-, Forschungs- und Bildungsökosystems dar.»
Prof. Dr. Tanja Zimmermann, Direktorin, Empa
Die Regierung schuf mit dem Switzerland Innovation Park Ost die Grundlage für die Vernetzung und innovative Weiterentwicklung der Geschäftsfelder zahlreicher Branchen und Unternehmen. Damit stärkt sie die nationale und internationale Positionierung des Kantons in zukunftsgerichteten Innovationsfeldern. Der SIP Ost konzentriert sich auf die Schwerpunktthemen Gesundheit, Sensorik und Digitalisierung.
Nachdem der Park im Januar 2022 seine operative Arbeit aufgenommen hat, konnte er zahlreiche Veranstaltungen durchführen, Start-ups fördern, sein Netzwerk und seine Präsenz stärken. Im Juni 2022 hat sich der Switzerland Innovation Park Ost mit Startfeld zusammengeschlossen. Am 1. Juli 2022 nahm das fusionierte Unternehmen den Betrieb auf. «Startfeld» ist nun unter der etablierten Marke als Start-up-Förderung Teil des SIP Ost. Weitere wichtige Meilensteine in der Berichtsperiode waren die Erweiterung des Campus und die Ausgestaltung der «Innovation Hubs» zu den Themen Health, Sensors und Business. Die Hubs sind kreative Zentren und unterstützen innovative Ideen und Technologien.
Der Kantonsrat hat im Jahr 2020 eine Anschubfinanzierung für den Betrieb des SIP Ost in der Höhe von insgesamt 10 Mio. Franken für eine Zeitdauer von 10 Jahren gesprochen. Es ist vorgesehen, dass der Innovationspark danach selbsttragend sein wird. Die Modalitäten der «à fonds perdu»-Beiträge werden in einer Leistungsvereinbarung festgehalten. Diese wurde im Jahr 2023 für weitere drei Jahre verlängert. Durch die enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem SIP Ost unterstützt die Standortförderung seinen nachhaltigen Aufbau und die Harmonisierung der kantonalen Innovationslandschaft.
«RhySearch» vernetzt Wirtschaft und Forschungseinrichtungen miteinander. Es bietet Unternehmen Zugang zu einer hochmodernen Infrastruktur sowie umfassendem Know-how in den Bereichen Präzisionsfertigung, optische Beschichtung und Digitalisierung. Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von «RhySearch» konzentrieren sich auf die Bearbeitung von Werkstücken mit Toleranzen bis in den Nanometerbereich, die Digitalisierung und Virtualisierung von industriellen Prozessen sowie auf die gesamte Prozesskette der optischen Beschichtung.
Diese Kombination der Kompetenzen von «RhySearch» ist in der Schweiz einzigartig. Daher wurde im Juni 2023 ein Gesuch beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation eingereicht, um ab dem Jahr 2025 als Technologiekompetenzzentrum von nationaler Bedeutung anerkannt zu werden. Dieser Status würde die Innovationslandschaft rund um «RhySearch» stärken und die Wettbewerbsfähigkeit der Ostschweizer Wirtschaft weiter fördern. Träger von «RhySearch» sind der Kanton St.Gallen und das Fürstentum Liechtenstein. Deren Regierungen unterstützen das Gesuch und stellen für diesen Entwicklungsschritt weitere Investitionsbeiträge zur Verfügung. Die Standortförderung hat die Gesuchstellung begleitet. Ein Entscheid wird Ende 2024 erwartet. Im Jahr 2023 feierte «RhySearch» sein 10-jähriges Bestehen.
Im Innovationsportfolio bilden auch die regionalen Kontaktstellen des Innovations-Netzwerks Ostschweiz (INOS) eine wichtige Rolle. Durch Coachings und Fachexpertisen werden KMU in ihren Innovationsvorhaben unterstützt. Informations- und Austauschanlässe leisten seit dem Jahr 2022 einen Beitrag zum Aufbau eines breiten und tragfähigen Innovationsnetzwerks. Getragen wird INOS von den Ostschweizer Kantonen Glarus, Schaffhausen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, St.Gallen, Graubünden, Thurgau, dem Zürcher Berggebiet und dem Bund.
Das Angebot stösst auf Anklang: Die Coachingstunden haben sich im Berichtszeitraum verdreifacht. Die Projekte reichten dabei von Strategieentwicklungen über Digitalisierung und Lieferkettenmanagement bis hin zu kreislauffähigen Geschäftsinnovationen. Darüber hinaus hat INOS im Jahr 2023 drei neue Plattformen zu den Themen Kunststoffe, Lieferketten und Kreislaufwirtschaft eingeführt. Sie bieten Ostschweizer KMU Gelegenheit, sich mit Branchenführern, Fachleuten und Forschungseinrichtungen zu vernetzen und Innovationen durch Kooperation umzusetzen.
Die Standortförderung hat einen Sitz im INOS-Projektlenkungsausschuss und gestaltet zusammen mit den anderen Leadkantonen sowie der INOS-Geschäftsstelle aktiv die Zukunft des Innovationsnetzwerks. Des Weiteren ist die Standortförderung Ansprechpartnerin für die kantonale Anlaufstelle und koordiniert partnerschaftlich die Aktivitäten der Plattformen im Kanton St.Gallen.
Zusammenfassend sind im Berichtszeitraum in gewinnbringender und nachhaltiger Zusammenarbeit mit Partnerinnen und Partnern wichtige Meilensteine erreicht worden. Sie stärken das kantonale Innovationsökosystem weiter. Im zweiten Halbjahr 2024 steht insbesondere die Umsetzung von Massnahmen aus der Innovationsförderstrategie für KMU im Fokus.